Ausgelesen XI

Über die Weihnachtsfeiertage hab ich dann noch ein Buch zu Ende gelesen, welches mich 2010 wohl am meisten beeindruckt hat. Ich und die anderen von Matt Ruff. Die Art und Weise wie Ruff das Leben zweier Menschen mit multipler Persönlichkeit beschreit ist einfach magisch. Ein ruhiges, stilles, einfühlsames Buch.

„Ich und die anderen ist herkömmliche Romanliteratur vom Feinsten und doch genauso phantastisch wie die vorangegangenen Bücher, nur dass der Autor uns diesmal in die reiche, fremde und manchmal Furcht erregende Landschaft der Seele entführt“, schreibt Barbara Quick im San Francisco Chronicle. Die „vorangegangenen Bücher“ — das sind Matt Ruffs wundervolle Erfolgsromane Fool on the Hill und G.A.S., und das schöne an diesem Zitat ist die Feststellung, dass Ruffs neustes Werk zwar nicht phantastisch, aber trotzdem großartig ist – für gewöhnlich argumentiert das Feuilleton andersherum.
Andy Gage hat ein sehr grundlegendes Problem: Er hört Stimmen! Natürlich führen wir alle gelegentlich mehr oder minder ausführliche Dialoge in unseren Gedanken — wenn uns Gewissensbisse plagen oder ein wichtiges Gespräch bevorsteht. Aber Andy teilt seine Gedankenwelt gleich mit Dutzenden von Seelen, die ihn in den unpassendsten Momenten auch mal in die zweite Reihe verdrängen und die Kontrolle über seinen Körper übernehmen. Mit psychiatrischer Hilfe ist es Andy in den letzten beiden Jahren gelungen, ein gewisses seelisches Gleichgewicht zu finden und ein ansatzweise normales Leben zu führen. Zusammen mit Doktor Grey hat er einen Zeitplan entwickelt, der es allen seinen unterschiedlichen Persönlichkeiten ermöglicht, in der „Realität“ zu leben und sich dort zu verwirklichen.

Andys Leben verändert sich radikal, als er Julie Sivik kennen lernt. Julie betreibt eine Softwarefirma namens „Reality Factory“. Ihr wird schnell klar, dass ein Mensch mit Multiplen Persönlichkeitsstörungen der ideale Berater bei ihren Projekten sein könnte, und sie bietet dem sonderbaren jungen Mann einen Job an. Andy fühlt sich in der „Reality Factory“ auch sichtlich wohl — bis Julie eines Tages Penny Driver einstellt, eine Frau, die in ihrem Kopf ebenfalls nicht alleine ist. Gemeinsam versuchen Julie und Andy, ihr einen Weg zu weisen, wie sie damit umgehen kann. Allerdings hat Andy nicht damit gerechnet, dass dabei auch sein peinlich genau strukturiertes Leben durcheinander geraten könnte …

Matt Ruff ist grundsätzlich empfehlenswert, aber als bestes seiner vier Bücher empfinde ich dieses. Wobei ich die Lektüre von Bad Monkey noch vor mir habe.

Der gute Spielleiter

Bin ich ein schlechter Spielleiter, wenn ich ungenügend oder überhaupt nicht vorbereitet bin, wenn ich zu einem Rollenspielabend erscheine? Sind meine Abenteuer schlechter und langweiliger, weil ich ad hoc improvisieren muss?

Das Ende des Szenarios ist sehr offen. Der Spielleiter erstellt das Setting und wartet ab. Er reagiert nur und beschreibt die Szenerie. Fast alle Charaktere werden von Spielern gesteuert, welche die Handlung voran treiben. Dabei sind die Charaktere mit einem solchen Hintergrund ausgestattet, dass Konflikte einprogrammiert sind. An eigentlich allen Ecken und Kanten des einen stößt sich ein anderer Charakter. Flagframing lässt grüßen, da wurde hier exzessiv und vorbildlichst mit gearbeitet und ich hege die Hoffnung, dass man mit dieser Technik weitere solcher Szenarien erstellen könnte.

Auszug aus einer Spielrunde die das Unknown Armies Abenteuer Der Ausbruch gespielt hat. Das ist eigentlich genau meine Art wie ich als Spielleiter agiere(n) möchte.

Nein.

Man ist nicht automatisch ein besserer Spielleiter, wenn man die halbe Woche darauf verwendet den nächsten Spielabend minutiös auszuarbeiten, alle Eventualitäten zu bedenken die den Spielern einfallen könnten und noch stundenlang NSC Beschreibungen erstellt. Meist ist man dann versucht auch sein Abenteuer durchzudrücken, weil man sich ja schon so viel Mühe gemacht hat.

Ich kenne beide Seiten aus beiden Blickwinkeln und ich muss sagen, ein SL der improvisiert und bei dem es lockerer von der Hand geht ist mir lieber als einer der sein Abenteuer auf Teufel komm raus durchpauken will. Und als Spielleiter mag ich auch lieber Spieler, die sich nicht an jedem Detail stören oder auch mal akzeptieren, wenn etwas so oder so ist. Was überhaupt nicht geht sind die Nörgler die bei einem Oneshot auch noch anfangen einem Löcher in den Bauch zu fragen und damit den anderen Spielern kostbare Zeit stehlen.

Bei so was kommt doch nur Langeweile auf. Das Spiel muss mich fesseln, der SL muss gut sein und die Mitspieler interessant. Dann braucht es keine auf alt oder echt getrimmten Handouts.

Dazu muss man sagen, dass man Unknown Armies auf ganz verschiedene Arten spielen kann. […]

Wenn man UA als Eingeweihten oder Erleuchteten-Kampagne spielt machen die Spieler den Plot, […] und die im Slogan versprochene „Macht“ samt ihrer „Konsequenzen“ wird spürbar.

Daher liebe Simulationisten, ihr werdet mit mir keine Freude haben, bleibt also bitte daheim und ich verspreche euch auch das ich in euren Runden nie mitspielen werde. Sonst würde ich nach dem 3. Abend eh wegbleiben.

Traut euch einfach mal mehr zu improvisieren, eure Spieler werden euch nicht beissen, sondern im Gegenteil es euch danken.

Schaut euch mal Spiele wie:

oder einige der zahlreichen Indies an.

Ausgelesen X

Ganz schlecht. Vor kurzem hab ich mir die Thongor Romane gegönnt, weil ich noch voller Hoffnung und Vorfreude war, das ich mich damit SL-technisch ins BoL Fieber versetzen kann. Der Versuch ist mehr als mißglückt. Wären die Romane von Lin Carter eine Verfilmung, sie würden Ed Woods Plan 9 from outer Space den 1. Platz des schlechtesten Films streitig machen.

Mehr mag ich dazu auch nicht mehr schreiben, sonst muss ich mich nur ärgern. Zum Glück rettet mich Matt Ruffs Roman Ich und die Anderen.

Thongor

Ich hab mir selber ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gemacht. Die 6 Romane um den Barbaren Thongor von Lin Carter.

  • (1965) Thongor und der Zauberer von Lemuria
    The Wizard of Lemuria / Thongor and the Wizard of Lemuria
  • (1966) Thongor und die Stadt der Drachen
    Thongor of Lemuria / Thongor and the Dragon City
  • (1967) Thongor und die schwarzen Götter
    Thongor Against the Gods
  • (1968) Thongor in der Stadt der Zauberer
    Thongor in the City of Magicians
  • (1968) Thongor am Ende der Zeit
    Thongor at the End of Time
  • (1970) Thongor gegen die Piraten von Tarakus
    Thongor Fights the Pirates of Tarakus

Alle gebraucht für kleines Geld bei Amazon bestellt. Richtig, auch wenn viele Amazon boykottieren wegen dem Rauswurf von Wikileaks, war ich dennoch zu faul auf eine andere Bestellplattform auszuweichen. Damit würde ich allenfalls die Marketplace Händler bestrafen.

Aber zurück zu Thongor. Die Romane bilden die Grundlage für das Rollenspiel Barbarians of Lemuria. In der ersten Auflage war es wohl eine 1:1 Umsetzung, in der aktuellen Version wohl nur noch Ideengeber. Aber trotzdem nicht schlecht. Die Bücher haben alle so um die 150 Seiten und lesen sich bestimmt schnell weg. Jetzt muss ich nur noch mein Abenteuer fertig machen, damit ich bald BoL leiten kann.

Mitspieler gesucht!

A man of words and not of deeds Is like a garden full of weeds.

And when the weeds begin to grow, It’s like a garden full of snow.

And when the snow begins to fall, It’s like a bird upon a wall.

And when the bird begins to fly, It’s like an eagle in the sky.

And when the sky begins to roar, It’s like a lion at the door.

And when the door begins to crack, It’s like a stick upon your back.

And when your back begins to smart, It’s like a penknife in your heart.

And when your heart begins to bleed, It’s red and red and red indeed.

Garden full of Weed ist ein Unknown Armies Abenteuer für 3-4 erwachsene Spieler. Es spielt im ewigen hier und jetzt in der Bronx, New York.